Abenteuer Turnier-Wettkampf (BSR 1996)

Die älteren Sportler wissen es vielleicht noch und die international kämpfenden SportlerInnen erleben es oft heute noch, das Abenteuer „Turnier-Wettkampf“.
Manchmal, nach einem gelungenem Kampftraining, kommt der Trainer ins Schwärmen und erzählt von alten Zeiten, wo die Teilnahme an einem Kampfsport-Turnier noch eine echte Zerreißprobe der physischen und psychischen Kräfte eines Sportlers darstellte. Gleich drei wichtige Taekwon-Do Tugenden (Ausdauer, Selbstbeherrschung und Mut) waren erforderlich, um nach zermürbenden Wartezeiten die Vorkämpfe und den nächtlichen Endkampf durchzustehen.

Ehrfurchtsvoll werden Veranstalternamen wie Hirschgänger, Dacascos, Toisuta, Dave Oliver oder Veranstaltungsorte wie Leverkusen, Willich, Eindhoven, London, Groningen, Leicester, Hamburg… genannt. Ganz zu schweigen von der seligen WAKO Gründerzeit mit weit über 500 Kämpfern und locker 40 – 60 Akteuren in einer Gewichtsklasse.

Bei einem dieser Mammutturniere kamen wir morgens um 10.00 Uhr in die noch völlig unvorbereitete Halle und sahen Georg F. Brückner wie er persönlich mit anpackte (übrigens waren die Pokale bei einem Autounfall auf der Autobahn abhanden gekommen). Ein anderes Mal, in Groningen, ist mir noch lebhaft in Erinnerung, weil mich meine Frau gegen 2.30 Uhr fragt, ob ich mir noch die Endausscheidung der Show-Division ansehen möchte (ich habe es übrigens bereut, sie nicht angesehen zu haben).

Mindestens ebenso aufregend war es, an solch einer Begebenheit als Kampfrichter mitzuwirken (frisch nach einem Lehrgang als Neuling direkt in die Vollen) wo jede Hand gebraucht wurde. Schreiende Betreuer, gestikulierende Kämpfer, angespannte Organisatoren bestimmten eine von Ehrgeiz und Hektik geprägte Atmosphäre.
Irgendwie ging die Veranstaltung dann doch über die Bühne und am späten Abend kochte die Stimmung noch mal richtig hoch mit Anfeuerungen und Freudengeschrei sowie glücklichen Siegern nach einer solchen Strapaze während nebenan schon die Kampfflächen abgeräumt wurden.

Der absolute Kick ist es, wenn man selbst solch ein legendäres Turnier organisiert wie jetzt schon zum zweiten Mal in Dortmund. Dagegen ist ein nächtlicher Endkampf als Sportler oder ein Kampfrichtereinsatz unter wüsten Beschimpfungen eine Kleinigkeit. Jetzt wünscht man sich einen besseren Überblick, sucht händeringend nach kompetenten Kampfrichtern, verflucht die rücksichtslos harten Kämpfer und die Betreuer, die sich nicht um ihre Schützlinge kümmern und sich wegen einer Kleinigkeit bitter beschweren. Dann lernt man die Sportler schätzen, die ohne Umschweife mit anfassen, Unregelmäßigkeiten professionell behandeln und entsprechend auf andere Sportler einwirken…

Da werden die SportlerInnen in späteren Jahren einiges zu erzählen haben und die artigen Wettkämpfer der Zukunft mit stabilem Körpergewicht, Sporttauglichkeitsattest, Elternerlaubnis, vorangemeldet und mit gültigem Verbandspass hören kopfschüttelnd den Schilderungen aus der Turniersteinzeit zu.
Sie fragen sich dann, warum nach so langer Zeit die alten Turniererlebnisse noch so gegenwärtig sind und wünschen sich heimlich, auch mal solch eine Herausforderung mitzuerleben. Dann kommt vielleicht jemand auf die Idee, in dieser erlebnisarmen Zeit für die Jugendlichen Erlebnisse zu organisieren….

WiP

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