Strassensport – auch ein neuer Trend im Budosport?

Liegt es daran, daß ich die Vierzig überschritten habe? Ich weiß nicht, warum mir so häufig Vergangenes in den Sinn kommt. Lange bevor ich mit Kampfsport begann, spielte ich Fußball und betrieb Leichtathletik. Allerdings fand dies zunächst nicht in Vereinshallen sondern auf der
Straße oder zwischen den Wäschestangen einer Hochhausgrünanlage oder auf einem „Acker“ (unebene Wiese mit Hügeln und Löchern) statt. Zu dieser Zeit bemühten sich offizielle Stellen, die Kinder und Jugendlichen von der Straße zu holen. Gewalt und Aggression, die es früher auch schon
gab, sollten dadurch eingedämmt werden. Die Kinder und Jugendlichen gingen mehr und mehr in die Sportvereine, in die Jugendzentren und in feste Gruppen. Heute, in der Zeit mit schnellen Trendwechseln findet Sport zu meinem Erstaunen wieder häufiger auf der Straße statt unter Bezeichnungen wie Streetball, Street-Soccer oder Beach-Volleyball. Wer möchte eigentlich die Kinder und Jugendlichen wieder auf der Strasse haben?
Die vermeintlich spontanen Sportevents auf den Straßen und Plätzen haben wenig mit dem ungeregelten Treiben, von dem ich oben sprach, zu tun. Dahinter stehen meistens straffe kommerzielle Organisatoren großer Sportartikelfirmen oder verschiedene Institutionen. Das ganze ist vergleichbar mit den Massenveranstaltungen anderer Art wie z.B. Rockkonzerte oder Fußballspiele. Was bedeuten diese Überlegungen nun für den Budo-Sport? Die ganze Zweifelhaftigkeit der Straßenaktionen als Vorbild für Budo-Sport wird deutlich, wenn man sich soetwas wie Street-Fighting vorstellt. Der Kampfsport ist in diesem Sinne etwas besonderes.
Das Kämpfen sollte auf jeden Fall innerhalb fester Strukturen geschützt und nach Regeln stattfinden. Die Unverbindlichkleit, die moderne Sportangebote kennzeichnet, ist hier fehl am Platz. Dennoch kann eine gewisse Offenheit und Flexibilität die Schwellenängste bei Interessenten vermindern und nützlich sein. Wir sind mehr oder weniger mit unseren vielen Turnieren und Wettkämpfen in einer vergleichbaren Situation. Anstatt einer Liga mit regelmäßigen Wochenendkämpfen gibt es eine vielfältige Turnierlandschaft mit offenen Wettkämpfen jeder Art und den verschiedensten Niveaus.
Das, was bisher als Manko des Budosportes erschien, ist zufällig auch eine Stärke und dem Street-Sport vom Prinzip her ähnlich. Nur so sind Turnierteilnehmerzahlen von mehreren hundert bei relativ hohen Teilnahmegbühren zu erklären. Der Budo-Kampfsport ist längst keine exotische Randerscheinung mehr. Immer häufiger erleben wir Anerkennung von Offiziellen der ausrichtenden Städte, die sich über die großen, bunt gemischten Teilnehmergruppen und insbesondere über die vielen Kinder und Jugendlichen freuen. Auch wenn es in den großen Medien noch nicht genügend sichtbar ist, der Budo-Kampfsport ist und bleibt eine kommende Größe, die (zufällig oder nicht) im Trend liegt und die vor allem in der Lage ist, Kinder und Jugendliche zu motivieren und zu mobilisieren.

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